Geschichtenkiste

Krafttier Hase

Wunderweg - Geschichtenkiste - Krafttier Hase

Höre auf Deine Intuition

Müde und immer noch verängstigt kehrte der Hase zurück in seinen Bau. Er machte sich ganz klein in der hintersten Ecke und versuchte sich wieder zu beruhigen.

Er hatte eben noch Löwenzahn im Feld gesucht als ihn ein Rascheln im Busch aufhorchen ließ. Und noch ehe er Schlüsse ziehen konnte sprang der Wolf hervor und jagte ihn bis zurück zu seinem Bau.

Er konnte es immer noch nicht fassen. Wie konnte ihn der Wolf nur so schnell finden? Warum hatte er ihn nicht früher gehört? Steht er immer noch vor dem Eingang?? Was soll er jetzt nur machen?

Ausharren, obwohl der Wolf jetzt sein Zuhause kennt? Oder ein neues Zuhause bauen?

Im Moment fand er aber keine Antwort auf die Fragen und weil das Adrenalin langsam verschwand, wurde der Hase müde. Eine Mütze voll Schlaf würde ihm jetzt guttun, und morgen würde er sich dann um die Probleme kümmern.

Erschöpft und mit knurrendem Magen legte sich der Hase auf den Boden und atmete so lange tief ein und aus, bis ihn die Müdigkeit übermannte.

Im Traum fand er sich auf genau dieser Wiese wieder, auf der er heute noch den Wolf begegnet war. Aber von diesem war keine Spur. Stattdessen sah er in der Mitte der Wiese ein leuchtendes Etwas. Obwohl er die Angst in den Gliedern spürte, zog ihn sein Traum-Ich immer näher heran, bis er erkannte, dass es eine Hasengestalt war. 

Weniger verängstigt aber umso mehr verwirrt hoppelte es auf den seltsam leuchtenden Hasen zu.

Dieser drehte sich wie auf Befehl um und sah dem Hasen tief in die Augen. „Du musst dich doch nicht fürchten“, meinte er. „Ich fürchte mich doch gar nicht“, entgegnete der Hase.

„Nein, nicht vor mir, aber vor dem Wolf“, und mit diesen Worten zeigte er hinter sich auf den Busch, aus dem in der Sekunde das Raubtier heraussprang und wie ein Blitz auf die beiden zusteuerte.

Der Hase wollte wegrennen, aber er klebte am Boden fest und konnte sich kein Stück bewegen. Panik stieg in ihm auf und er schaute verzweifelt zu dem leuchtenden Hasen, der selbstbewusst dem Wolf entgegenblickte. 

Bereits mit dem Leben abgeschlossen, schloss der Hase seine Augen und bat einfach nur darum, dass es schnell und schmerzlos gehen würde.

Doch es passierte nichts. Eine ganze Weile stand er da mit geschlossenen Augen, aber es passierte nichts.

Und als er die Augen öffnete, gefror ihm das Blut in den Adern. Der Wolf stand genau vor ihm … in der Luft?? Als wäre die Zeit eingefroren, sah ihn der Wolf mit hungrigen Augen an. 

„Als er dich heute Nachmittag gejagt hat, hast du zugelassen, dass dich deine Angst kontrolliert. Du bist, ohne nachzudenken, so schnell wie möglich in deinen Bau zurückgerannt. Und nun weiß er, wo du wohnst. Er wird immer wieder dort vorbeistreunen, um zu sehen, ob du gerade heimkehrst oder herausgehst“, meinte das Wesen.

„Ich weiß, aber was soll ich denn jetzt machen??“, antwortete der kleine Hase verzweifelt. Er verstand nicht recht, was sein Gegenüber versuchte ihm zu sagen.

„Zuerst solltest du dir einen neuen Bau anlegen. Es wäre töricht zu denken, dass du jetzt noch dort sicher bist. Ich bin dein Krafttier Hase, mein Freund. Ich versuche dir zu helfen deine Angst zu überwinden und deine Intuition in die richtige Richtung zu leiten … “

Am nächsten Morgen, als der Hase aufwachte, wusste er genau was zu tun war. Mit seinem Krafttier an seiner Seite fühlte er sich sicher und gestärkt. Er wusste, dass er jetzt seinen Fehler ausbügeln und umziehen musste. Und er wusste auch, dass er seine Angst das nächste Mal kontrollieren musste, um klüger handeln zu können. Er musste auf seine Sinne und seine Intuition vertrauen, anstatt sich von seiner Angst überwältigen zu lassen.