Geschichtenkiste

Krafttier Bär

Krafttier Bär - Wunderweg Klangtherapie

Versuche immer auch das Schöne hinter den Stürmen des Lebens zu sehen

Das Bärenjunge traute sich nicht mehr aus der kleinen Höhle heraus, in der er und seine Mama letzte Nacht vor dem heftigen Sturm Schutz gesucht hatten. Der Donner war so laut und die Blitze hatten sich wie gefährliche Zacken in den Horizont gebohrt.

Es war der erste Sturm, den der kleine Bär miterleben musste und er hatte sich geschworen, nie wieder aus dem Schutz herauszutreten.

„Mein kleiner Bär, du musst irgendwann wieder heraus. Komm mit, ich werde dir ein paar Sachen zeigen“, meinte seine Mama, aber er hatte zu große Angst. Doch nach einer langen Diskussion stand er am Eingang der Höhle. Alles sah so friedlich aus, als ob es den Sturm gestern Nacht nicht gegeben hätte. Aber da entdeckte er in einiger Entfernung einen umgestürzten Baum und wollte sich schon fast wieder in der Höhle verkriechen, als die Bärenmama anfing zu sprechen: „Ein Sturm kann gefährlich werden, wenn man nicht aufpasst. Du hast sicher schon den umgestürzten Baum gesehen. Lass uns dort hingehen.“

Und so lief die kleine Familie auf den Baum zu. „Weißt du, du siehst nur das Baumleben, dass jetzt endet. Aber es werden so viele wunderbare Lebewesen, egal ob Pflanzen oder Tiere, von diesem Baum profitieren. Und auch von dem Sturm.“ Sie kamen an eine kleine Lichtung und der Bär sah kleine Tropfen an dem Gras. Die Wiese wirkte so viel gesünder und lebendiger.

„Erkennst du diesen Strauch?“, fragte ihn seine Mama, doch er schüttelte nur den Kopf, warum unterhielten sie sich jetzt auf einmal über diese blauen Beeren?

„Das sind Heidelbeeren, mein Schatz. Wenn du dich verletzt, dann heilen sie deine Wunden und machen dich ganz schnell wieder gesund. Aber diese Früchte brauchen viel Wasser. Ohne Regen und Stürme würden sie hier nicht wachsen und du könntest dich nicht verarzten.“

Gerade als er antworten wollte, kam ihnen ein Eichhörnchen entgegen. „Ein wunderschöner Tag, nicht wahr?“, sprach es sie an, „Endlich hat es mal wieder gestürmt. Der Wind hat bestimmt viele Nüsse von den Bäumen geweht, ich will gerade ein paar für mich und meine Familie holen. Wollt ihr mich begleiten?“ Und so liefen sie nun zu dritt durch den Wald und der kleine Bär ließ seinen Blick neugierig schweifen. „Also heißt das, dass ein Sturm gut für die Natur ist?“, fragte er verwundert in die Runde.

Das Eichhörnchen blieb stehen, drehte sich um und blickte ihm tief in die Augen. „Ich möchte dir einen wichtigen Rat geben. Aus allem Schlechten, aus allem Bösen, kommt etwas Gutes hervor. Du musst nur Hoffnung und Mut haben.“

Und da zeigte das Eichhörnchen in den Horizont hinter ihnen und als sich der kleine Bär umblickte, sah er einen wunderschönen Regenbogen, der wie ein Schutzreif über dem Wald stand.

Und seine Mama sprach „Manchmal, da muss etwas Unerwünschtes passieren, damit wir die Schönheit und den Frieden wieder wertschätzen, uns wieder bewusst wird, warum wir das schützen müssen, was uns wichtig ist. Unsere Familie, unsere Freunde, unser zuhause.“

Und von diesem Tag an rief er sich oft ins Gedächtnis, dass alles einen Sinn hat und man für die schönen Momente dankbar sein muss. Aber auch, dass am Ende der Finsternis ein Licht, etwas ganz und gar Wunderbares kommen wird, wenn man nur daran glaubt.

Und auch, als er auf die Probe gestellt wurde, als seine Mutter schwer krank wurde, als sich sein Junges verletzte, als wieder ein Sturm über dem Wald hereinbrach, konnte er nur dankbar sein für diese Erfahrungen, für alles, was er miterleben durfte, aber auch miterleben musste. Weil er durch diese Erkenntnisse zu dem Bären wurde, der er heute ist und darauf war er unglaublich stolz.