Geschichtenkiste

Krafttier Igel

Krafttier Igel

Sei selbstbewusst und entschlossen

Die letzten Sonnenstrahlen blitzten durch das Gebüsch, als der Igel aus seinem Schlaf erwachte, immer früher ging die Sonne bereits unter; der Winter nahte. Der Igel wusste, dass er zeitnah mit dem Sammeln des Wintervorrats beginnen und einen geeigneten Platz für den Winterschlaf finden musste. Andernfalls würde er nicht rechtzeitig fertig werden.

Angst hatte er keine, seine Stacheln würden ihn vor jeglicher Gefahr schützen und seine ausgeprägten Sinne leiten ihn durch die dunkle Herbstnacht. Selbstsicher stapfte er also durch den Wald, um im anliegenden Feld Nahrung zu suchen. Kurz bevor er den Rand des Waldes erreichte, kam von oben eine Eule herangeflogen und landete direkt vor seinen Füßen. „Bist du töricht? Oder einfach nur lebensmüde? Du kannst doch nicht in der Dämmerung auf das offene Feld gehen!“

„Ich kann meine Entscheidungen selbst treffen. Das hat nichts mit Leichtsinn zu tun“, entgegnete der Igel verbissen. Er hatte keine Lust, sich belehren zu lassen.

„Auf dem Feld bist du meilenweit für all die hungrigen Jäger sichtbar. Aber du wirst schon sehen“, antwortete die Eule höhnisch, bevor sie sich mit den Füßen abstieß und Richtung Baumkronen flog.

Doch so leicht ließ sich der Igel nicht demütigen. „Du weißt doch gar nichts über mich. Ich weiß am besten, was ich schaffe und was nicht und werde ganz bestimmt nicht wegen so einem Kommentar meine Meinung ändern und kehrt machen!“, rief er noch der Eule hinterher. Sicher war er sich allerdings nicht, ob sie ihn noch gehört hatte.

Mit einem langen Schnaufen versuchte der Igel sich zu beruhigen, ehe er weiterging. Er wusste von anderen Tieren des Waldes, dass es die Eule nicht leicht hatte. Durch ihre Unsicherheit fiel es ihr schwer, genug Essen zu finden. „Sie kann nichts dafür, trotzdem kann sie sich mit ihrem Spott zurückhalten …“, murmelte der Igel in sich hinein.

In Gedanken versunken erreichte er schließlich das Feld und steckte interessiert seine Nase heraus, um nach möglichem Futter Ausschau zu halten.

Eine ganze Weile lief er, scheinbar ohne System, umher, sammelte hier und da etwas ein, als er über sich ein aufgeregtes Krächzen hörte. Schnell blickte er nach oben, um gerade mal wenige Meter über sich einen Falken zu entdecken. Der Igel hatte kaum Zeit nachzudenken, als der Raubvogel hinabstürzte. Fast im selben Moment igelte sich das Tier zusammen, ganz eng, und brachte alle seine Stacheln zum Vorschein. Er spürte, dass der Vogel verzweifelt versuchte, das Tier zu packen, sich aber immer wieder an den Stacheln verletzte, bis er letztendlich aufgab und hungrig weiterflog.

„Damit hatte er wohl nicht gerechnet“, kicherte der Igel, als er seine Sachen zusammensuchte, um sich in aller Ruhe auf den Rückweg zu machen. Er hatte mehr als genug Nahrung gefunden und war stolz auf sich. Auch diesen Abend hatte er gemeistert.

Er lief an den ersten Bäumen vorbei, als er sah, dass die Eule auf ihn zukam. „Ich habe dich beobachtet. Der Falke kam und hätte dich fast mitgenommen. Ich hatte recht, hör das nächste Mal lieber auf mich!“, rief ihm die Eule anmaßend entgegen.

Doch der Igel ließ sich nicht beirren. Ganz ruhig blieb er vor der Eule stehen und schaute ihr in die Augen. „Wie vorhin bereits erwähnt: Ich brauche deine Hilfe nicht. Ich entscheide selbst und lebe mit den Konsequenzen. Und was hast du davon, dich ständig zu verstecken? Du traust dir selbst nichts zu und das bringt dich dadurch in Schwierigkeiten. Sei stark, selbstbewusst und entschlossen. Kenn deine Grenzen, aber bewege dich innerhalb dieser frei und furchtlos.“, und mit diesen Worten schmiss der Igel die Hälfte seines Futters auf den Boden. 

„Das sollte fürs Erste reichen. Wenn du Hilfe brauchst, du weißt ja, wo du mich jeden Abend findest“ ,verabschiedete sich der Igel und ging seines Weges zurück zu seinem Versteck.